Kayak-Fishing Mitteldeutschland – Teil 2: Die Edertalsperre by Henrik Goedeke | Aug 1, 2017 | Germany, Internationalisation | 0 comments Wie versprochen möchte ich euch nun ein paar Tipps zum Kajakangeln auf dem Edersee geben. Zuerst aber ein paar allgemeine Zeilen. Der Edersee darf ausschließlich mit Muskelkraft oder Elektromotoren befahren werden. Mit einem guten Kajak erreicht man also dieselbe Durchschnittsgeschwindigkeit, wie mit den meisten E-Motor-Booten auf dem See möglich ist (ca. 5-6kmh). Da der Edersee in den letzten Jahren mit sehr starker Wasserabgabe zu kämpfen hat, wird das Slippen eines normalen Bootes mit Trailer ab einem bestimmten Wasserstand unmöglich und viele Gespanne werden regelmäßig gegen eine hohe Gebühr von der DLRG aus dem Schlamm gezogen, denn betonierte Slipstellen sucht man am Edersee vergeblich! Mit dem Kajak ist das kein Problem. Man fährt soweit einem der Untergrund noch gefällt, macht das Kajak fertig und zieht es über den lehmigen Boden bis zum Wasser. Oder man hat sowieso einen Kajakwagen im Einsatz und macht sein Kajak direkt auf den Parkplätzen fertig und fährt es bequem bis ans Wasser. So braucht man dann auch keine Angst vor Tacklediebstahl zu haben, während man das Auto wegbringt, falls man doch mal alleine unterwegs ist (zu Zweit ist immer besser und vor allem lustiger). Nun aber direkt zum Edersee. Ich suche meine Einlassstellen immer entsprechend des Wasserstandes aus. Zu Beginn der Saison (am Edersee schon Mitte April!!!), wenn der See noch Vollstau hat, oder maximal 1m fehlt, steuere ich gerne Herzhausen (1) an. Hier gibt es eine große, flachere Laichwiese, gerahmt vom tieferen Flussbett. Über der Laichwiese kann man driftend mit allen Hechtködern, die die Tacklebox hergibt, schöne Fische fangen. Den meisten Erfolg brachten uns 10cm Twitchbaits, die in ca. 1-1.5m laufen. Aber hier könnt ihr euch wirklich austoben. Auch mit der Fliegenrute werden hier schöne Fische aus dem Kraut gezogen. Hat man Glück und der See hat im Juni noch ausreichend Wasser, kann man hier auch den Barschen und Zandern erfolgreich nachstellen. Hier konnten wir an den wenigen guten Tagen sehr viele Barsche bis 35cm fangen und den Hechten gefällt die Anwesenheit der Barsche natürlich auch. Die Zander sind noch etwas seltener dort anzutreffen, aber ein Bekannter hat mir von einem Wochenende berichtet, an dem er 46 Zander gefangen haben soll. Die meiste Zeit des Jahres liegt dieser Bereich allerdings trocken. Die nächste schöne Einsetzstelle für Kajaks (sehr flache, schlammige Slippmöglichkeit für Boote) ist Asel (2) oder Asel Süd (3). Hier kann man auch zu Beginn der Saison Krauthechte verhaften, oder aber am Ufer im Gehölz die Fische suchen. Interessant sind auch die Strukturen der alten, versunkenen Brücke. Im Bereich Asel sind auch immer mal wieder Boote zu sehen, die hier ihr Glück mit dem Wallerholz versuchen. Dieser Versuch steht bei mir auch noch aus. Aber auch hier gilt, ab einem Wasserstand von ca. -7m ist das Angeln hier nicht mehr sinnvoll möglich. Die nächste Einsetzstelle ist Bringhausen (4). Hier kann man an der berühmten Liebesinsel und in den umliegenden Buchten auf Barsch, Hecht und Zander angeln. In diesem Großbereich muss man die Fische etwas suchen, da sie viel umherziehen. Ein Anhaltspunkt ist der Kiesboden, der auf der Seite vom Surfbrettverleih zu finden ist. Hier kann man das ganze Jahr über gut Einsetzen, aber sinnvoll angeln würde ich hier nur bis ca. 15m unter Vollstau. Die nächste von mir beschriebene Einsetzstelle nennt sich Niederwerbe (5). Niederwerbe ist der größte Seitenarm des Sees und auch besonders zu Saisonstart attraktiv, da hier die dicken Hechte aus dem Freiwasser direkt in einen flacheren krautigen Bereich zum Laichgeschäft ziehen können. Die Gewässertiefe liegt hier bei ca. 4-8m, also gilt wieder: Wasserstand beachten. Die letzte Einsetzstelle, die ich hier beschreiben will, liegt bei Waldeck (6). Hier kann man das ganze Jahr erfolgreich angeln, aber es gibt sehr wenig Uferbereiche und dafür sehr viel tiefes Wasser (20 – 40m). Die Ufer fallen steil ab und man muss sein Tackle schon auf diese Art der Angelei angepasst haben und man muss die entsprechende Ausdauer mitbringen. Blei(kopf)gewichte ab 20g und ein gutes Echolot helfen zum Fisch zu kommen. Nachdem ihr euch für eine Einsetzstelle entschieden habt, geht es nun wieder allgemein um die Angelei am Edersee: Die Fische zu finden ist die eine Sache, sie auch noch zu fangeneine ganze andere. Der Edersee zeigt sich mir als hochgradig launische Zicke. Die Hechte stehen sehr vereinzelt, die kleineren eher Richtung Ufer, die größeren im Freiwasser, wo sie oft geschleppt (aber natürlich auch geworfen) gefangen werden. Hier haben Kajaks einen riesen Vorteil: Man darf am Edersee nämlich erst ab Mitte Oktober mit dem E-Motor schleppen, mit Muskelkraft die ganze Saison über. Dabei benötigt man keine Downrigger, große Köder zwischen 20cm und 40cm ziehen die Fische auch aus tieferen Wasserschichten nach oben. Für die Zander habe ich leider noch kein zuverlässiges System herausfinden können, wir haben sie immer nur mal als Beifang beim Hecht- oder Barschangeln zu Gesicht bekommen. Gleiches gilt für die Rapfen im See. Bekommt man sie zu Gesicht, bietet sich meist ein grandioses Naturschauspiel. Hunderte Fische drücken die Brut an die Wasseroberfläche, aber Kunstköder verschmähen sie meist. Wir haben in 4 Jahren Ederseeangelei 3 Rapfen fangen können, wer hier ein System kennt, bitte Info an mich. Die Barsche sind allerdings ohnehin die Fische, für die die meisten Angler den regelmäßigen Weg zum Edersee einschlagen. Ich bin mir absolut sicher, wenn ich sage, dass der Edersee einer der produktivsten Barschseen in Deutschland ist. Aber, und hier liegt das sehr große Problem: Die Barsche reagieren extrem zickig auf Luftdruck und Wasserstandsschwankungen und produzieren darüber hinaus ihre Nahrung in extremen Ausmaßen selber, Stichwort Kannibalismus (bei der Köderwahl beachten!). Das führt dazu, dass die Barsche nur ganz kurze Fresszeiten haben, die von sehr vielen Faktoren abhängen, in denen sie sich absolut satt fressen können und deswegen unsere Köder die meiste Zeit vollständig ignorieren. Hat man aber einen fressenden Barschschwarm gefunden (zackig durcheinanderschießende Echolotbilder), müssen die Köder so schnell wie möglich in den Schwarm und dann heißt es schnell, schnell, schnell, weil der Fresswahn schon nach wenigen Sekunden vorbei sein kann und man selten mehr als 2 Fische aus dem Schwarm abgreifen kann. Dann heißt es weitersuchen. Es gibt aber auch absolute Sternstunden am Edersee, wie ich sie im Spätsommer 2015 zuletzt erleben durfte. Hier haben wir zu Zweit mehr als 100 Barsche über 35cm bis hin zu meinem Personal Best von 50cm gefangen. Für solche Momente quält man sich auch über längere Durststrecken immer mal wieder zum See. Die Chance solche Fresszeiten zu erwischen steigt in den Morgen- und Abendstunden, aber diese Stunden sind definitiv auch kein Erfolgsgarant und darüber hinaus für Tagesgäste oft schwer umzusetzen. Abschließend kann ich euch noch ans Herz legen, dass ihr die grellen Schockfarben am Edersee in den Boxen lassen solltet und lieber naturnahe Dekore wählen solltet. Verzeiht mir bitte die Bilder, wo ich noch auf dem Boot unterwegs bin. Mein Kumpel Daniel, mit dem ich immer auf den Edersee fahre, hat sich erst im letzten Jahr ein Angel-Kajak angeschafft und nun versauert sein Boot in der Garage, weil der See einfach optimal mit dem Kajak zu befischen ist und ein Slippen des normalen Bootes nur 1/3 der Saison überhaupt möglich ist. Wie immer gilt: Wenn ihr fragen habt, habt keine Scheu mich zu kontaktieren! (henrik.goedeke@gmail.com) Submit a Comment Cancel replyYour email address will not be published. Required fields are marked *Comment * Name * Email * Website Save my name, email, and website in this browser for the next time I comment. Δ